München: Trotz moderner Medizin bei uns und in anderen Ländern gibt es immer noch unheilbare Krankheiten. Man denke zum Beispiel nur an Multiple Sklerose und andere Autoimmunkrankheiten wie Diabetes Typ 1, dann verschiedene Demenzformen und mehrere Krebserkrankungen. Man kann sich kaum vorstellen welch unsagbares Leid und Schmerzen hinter diesen Erkrankungen stehen.
2017 hörte man das ganze Jahr immer wieder von Steuerüberschüssen. Mal waren es 5 Milliarden, dann 50. Niemals hörte man jedoch, dass auch nur eine Milliarde zur Erforschung und Heilung auch nur einer unheilbaren Krankheit vorgesehen war. Man erfuhr, dass es unserem Land so gut geht – dass das leider nicht Alle betrifft, davon war nie die Rede.
Als Beispiel sei Multiple Sklerose genannt. Mal hört man von 120.000 Betroffenen in Deutschland, dann wird der Wert auf 200.000 korrigiert. Überlegt man jedoch logisch und fragt Gesunde, so haben sie in der Regel zwischen 2 und 5 Freunde, Bekannte, Verwandte etc., welche die Krankheit auch haben. Überträgt man dies auf die Gesamtbevölkerung in Deutschland, so kommt man sehr schnell auf eine Zahl von etwa 1,2 Millionen. Warum dies nicht näher untersucht wird, kann man nur mutmaßen. In der Regel liegt so etwas am Geld. Müsste man doch dann ein Programm entwickeln wie für Diabetes Typ 2: Das sogenannte strukturierte Behandlungsprogramm: Disease-Management-Programm, Abkürzung: DMP. Darin findet man alle notwendigen Untersuchungen und Behandlungsschritte, die für Diabetes Typ 2 erforderlich sind. Diese Programme sind staatlich gefördert und werden für einige chronische Krankheiten angeboten. Für alle gelten dabei dieselben anerkannten Behandlungsleitlinien. Die Multiple Sklerose ist nicht dabei.
Es gibt aber auch positive Ansätze: So plant das Klinikum rechts der Isar in München ein Zentrum zur Erforschung von Multipler Sklerose. Auch an Alzheimer soll dort geforscht werden. Schon bald soll auch noch das Krebsforschungszentrum „TranslaTUM“ der Technischen Universität (TUM) eröffnen. Das MS-Zentrums soll mit 34 Millionen Euro verwirklicht werden. Neun Millionen davon sollen vom Bayerischen Wissenschaftsministerium kommen und weitere 25 Millionen von der „Klaus Tschira Stiftung“ in Heidelberg, die Naturwissenschaften fördert. 20 Millionen sind für den Bau vorgesehen und fünf Millionen für die Forschung. Wie hilfreich wäre da 1 Milliarde von den zusätzlichen Steuereinnahmen des Bundes!
Aber auch Forscher auf diesem Gebiet bräuchten dringend mehr Geldmittel: „Als Forscher in der Gangrehabilitation der chronisch-progressiver Multiplen Sklerose, bin ich seit Jahren Zeuge einer aus meiner Sicht gravierenden Fehlentwicklung. Im Gegensatz zu anderen weitverbreiteten neurologischen Erkrankungen des Alters (Schlaganfall und Demenz), wird die MS-Forschung weniger beachtet, d.h. gefördert, insbesondere dann, wenn es sich um nichtmedikamentöse, auf innovative Technik und Training basierende Therapieansätze handelt, die im Vergleich zur medikamentösen Therapie prinzipienbedingt weitgehend nebenwirkungsarm sind.“
Diese Ansicht vertritt Dr. med. Dr.med. habil. Dipl. Ing. Johann Szecsi. Er ist seit 15 Jahren Forscher und Projektleiter in dem Bereich der Neurorehabilitation in einer Forschungseinrichtung der LMU München.
Text und Bild: POSITIV-MEDIEN ( Dr. Andrea Flemmer * Waldemar Herzog)
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