Fernbus

Mehr Sterne für den Fernbus

Berlin/Böblingen: Nur mit Qualität kann der Fernbus seinen Markt nachhaltig sichern, stellt eine Studie fest, die an der EBC Hochschule in Berlin veröffentlicht wurde.

 Die Klassifizierung mit dem Gütezeichen RAL Buskomfort macht auch den Fernbus für qualitätsbewusste Verbraucher attraktiv 

Auch wenn die Preise für die Tickets steigen, bleibt der Fernbus für den Verbraucher attraktiv – vorausgesetzt, die Qualität stimmt: Zu diesem Ergebnis kommt Julia Wobken in ihrer Bachelorarbeit, die sie im Sommer unter dem Titel „Luxus im Fernbusbereich?“ an der EBC Hochschule in Berlin vorgelegt hat. 

Vor lauter Freude über die vielen Schüler und Studenten, die für eine gute Auslastung der Fernlinienbusse sorgen, sollten von den Anbietern nicht die Bedürfnisse der Generation 50plus vernachlässigt werden, mahnt Wobken. Zumal diese Bevölkerungsgruppe nicht zuletzt vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung einen Markt mit Perspektive darstellt. „Um diese Zielgruppe zu greifen, muss sich der Fernbus aber deutlich mehr in seinem Service und seiner Qualität entwickeln.“

Mit einer modernen multi-medialen Grundausstattung können Fernbusse auch in Deutschland als mobiles Büro genutzt werden.

Argentinische Erfolgsgeschichte: Die Autorin begründet ihre Position mit der Erfolgsgeschichte des Fernbusses in Argentinien. In dem lateinamerikanischen Land wird 90 Prozent des Verkehrs zwischen den Städten von Fernlinienbussen abgedeckt. Obwohl die Bahn wesentlich günstiger ist, bevorzugen die meisten Argentinier den komfortablen Bus.

Die Klassifizierung der Busse ist in Argentinien vom Staat verpflichtend vorgegeben. Selbst in der niedrigsten Kategorie verfügen die Sitze über Beinauflagen. Bildschirme im Fahrgastraum sorgen für Unterhaltung. Zudem ist in jedem Bus ein Bereich für eine Servicekraft vorgesehen, von der die Kunden mit Snacks, Getränken oder warmen Mahlzeiten versorgt werden können.

„Der Bus hat es geschafft, in Argentinien vom Unterklasseverkehrsmittel zum beliebten Verkehrsmittel aller Sozialklassen aufzusteigen“, stellt Wobken fest. „Er ist nicht nur bei Studenten und Bevölkerungsteilen mit geringem Einkommen beliebt, sondern auch bei der Mittelklasse, bei der Zielgruppe 50plus und den Geschäftsreisenden.“

Vorbildliche Infrastruktur: Auch die Infrastruktur für den Busverkehr ist in Argentinien gut entwickelt. „Selbst kleinere Orte besitzen einen eigenen Busterminal, der aufgrund des Klimas meist offen gestaltet ist“, berichtet Wobken. „Die Terminals besitzen Verkaufsstellen für die Tickets der einzelnen dort verkehrenden Busunternehmen und mindestens einen Kiosk oder ein  Café, in denen sich Reisende Proviant kaufen oder sich bei Verspätung die Zeit vertreiben können.“ Die Terminals, die an zentralen Standorten gebaut werden, bilden auch ein Verkehrskreuz für den ÖPNV.

 Der dreistöckige Busterminal Retiro in Buenos Aires beispielsweise liegt direkt neben dem Bahnhof und ist mit einer Taxizentrale sowie einem eigenen Parkhaus ausgestattet. Über Durchsagen und elektronische Anzeigen wird dem Fahrgast mitgeteilt, welcher der täglich 2000 Busse an welcher der 75 Plattformen  zum Boarding bereit steht.  Und in Santiago de Estero werden die Busse über eine extra für sie angelegte Brücke von der Nationalstraße direkt auf das Terminal geleitet. Somit bleibt ihnen die mühsame Suche nach einem Weg durch das Zentrum erspart.

Der Bus als mobiles Büro: Dass Fernbusse mit einer modernen multi-medialen Grundausstattung auch in Deutschland als mobiles Büro genutzt werden können, belegt Wobken mit den Ergebnissen einer Online-Umfrage unter rund 60 Geschäftsreisenden. Ein Drittel der Befragten, die repräsentativ für die in Deutschland reisenden Geschäftsleute stehen, war bereits mit dem Fernbus unterwegs. Und ein weiteres gutes Drittel glaubt, dass der Fernbus zum Verkehrsmittel für Geschäftsreisende werden kann.

„Luxus ist eindeutig eine Option für den Fernbus, um sich dauerhaft auf dem deutschen Verkehrsmarkt zu etablieren“, betont Wobken. Und leitet daraus die Notwendigkeit ab, die Ausstattung der Busse weiterzuentwickeln. „Die Klassifizierung der gbk kann hier ebenso mitwirken wie die Busunternehmen selbst.“ 

Julia Wobken (Foto-links) plädiert in ihrer Bachelorarbeit für mehr Luxus im Fernbus, denn der Fernbus ist  im Vergleich zur Bahn, dem Pkw und dem Flugzeug eine sehr umweltfreundliche Alternative. Mit einem Verbrauch von 1,4 Liter pro 100 Personenkilometer (PKm) verbraucht der Fernbus noch weniger Energie als die Bahn. Und auch beim CO2-Ausstoß liegt der Fernbus mit 32 g/PKm noch unter dem Ausstoß der Bahn (52 g/PKm).

Und weil Fernbusse auch viele kleinere Städte in ländlichen Regionen anfahren, tragen sie auch zur Reduzierung von Umweltbelastungen durch den Pkw-Verkehr bei.

Text und Foto: POSITIV-MEDIEN (PR-gbk * Waldemar Herzog)